SAP Garden, München
Der FC Bayern Basketball ist Deutscher Meister 2025
© Stickel

Bayern ist Deutscher Meister 2025

Dem Publikum wurde noch einmal ein denkwürdiger Thriller geboten, der mit seiner Dramatik locker den Tatbestand der Körperverletzung erfüllte – für die Bayern-Basketballer war’s letztlich die pure Befreiung nach der längsten Saison in Europa, nach 83 Spielen und BBL-Playoffs ohne ihren Topscorer Carsen Edwards, ohne Nationalspieler Oscar da Silva und auch ohne Routinier Elias Harris, alle verletzt (gewesen): Die Münchner sind wieder Deutscher Meister, nach dem 81:77 (48:41) vor 11.500 Fans über den starken Herausforderer Ulm entwichen die Emotionen fulminant aus den geschafften Meisterkörpern wie kurz darauf die Bierbäche aus den Paulanergläsern.

Foto-Credit: easycreditbbl/Ulf Duda

Matchwinner Voigtmann, MVP Napier

Der im 27. Spiel zum 27. Mal ausverkaufte SAP Garden erlebte damit seine erste Titelfeier, und feiern können diese Bayern: Nach der umjubelten Zeremonie inklusive der MVP-Ehrung für Shabazz Napier, diesen abgezockten Typen aus Massachusetts, dem Bad in der seligen Menge und in Gerstensaftseen im Locker, nach aufrichtigen Bekundungen des Respekts an einen zwischenzeitlich mit 2:1 Siegen führenden Gegner um den zweiten MVP-Kandidaten Karim Jallow, den einzigen traurigen Münchner – nach alledem feierten die Meisterbayern ihre siebte Meisterschaft nach 1954, 1955, 2014, 2018, 2019 und 2024 im „Kyah“ mit HipHop und Flatrates von allem, was in Gläser geht. Irgendwann war es dann hell und die Party längst noch nicht vorbei.

Im fünften Playoff-Endspiel der easyCredit BBL hatten die Bayern die Kundschaft noch einmal exemplarisch mit durch ihre lange Saison geführt. Eine 40-minütige Reminiszenz an viele rauschhafte Abende, an Achterbahnbasketball und an ein bemerkenswertes Talent für die irrsten Zuspitzungen, die dieses Spiel zu bieten hat. Vorab für die Nerds: Topscorer war Devin Booker (19), Matchwinner aber Jo Voigtmann mit einem Block gegen Santos bei 68 beide (35.) und zwei hochfliegenden Dreiern in den Schlussminuten. Aber der Reihe nach.

FC Bayern Basketball - ratiopharm Ulm 81:77 (48:41)

  • FCBB

    Devin Booker (19 Punkte), Shabazz Napier (15), Jo Voigtmann (13 Punkte, 6 Rebounds), Andi Obst (10), Vladimir Lucic (8), Niels Giffey (7), Justus Hollatz (5), Nick Weiler-Babb (4 Punkte, 6 Rebounds), Jack White, Ivan Kharchenkov, Oscar da Silva (n.e.), Danko Brankovic (n.e)

  • Topscorer Ulm:

    Karim Jallow (22 Punkte)

  • Schiedsrichter

    Robert Lottermoser, Anne Panther und Martin Matip

  • Zuschauer

    11.500 (ausverkauft)

Alle Zahlen zum Spiel

Aus 47:30 wird 48:41

Die Bayern, die am Dienstag cool 67:53 im Ulmer Glutofen den Partycrasher gegeben hatten, legten früh mit einem 7:2 vor. Aber auch Ulm scorte verlässlich, vor allem mit Zug zum Korb. Mit Napier, der unwiderstehlich Verantwortung übernahm, holte sich der FCBB wieder mehr Rhythmus und etwas Luft: 23:18 (8.) und dann 28:21 nach dem ersten Viertel.

Voigtmanns schwerer Dreier und sein Steal für Obst sowie Giffey per Chef-Dunk brachten sogar das 37:23 (15.). Die Defense machte den Ulmer Dreier schwer, null Treffer. So ging es weiter, mit Enthusiasmus und Fokus: Lucic mit Foul zum 43:27 (17.). Nur: Eine lange sehr gelungene Halbzeit mit bis zu 17 Punkten vor (47:30) entwerteten die Bayern binnen zwei Minuten durch überflüssigen Übermut: ein 1:11 bis zur Sirene gegen ein jetzt kleineres Ulmer Lineup.

40-minütige Reminiszenz an eine irre Saison  

Also doch ein Nervenspiel, selbst schuld. Auf 49:53 schloss Ulm über die Transition auf (25.). Auch das 59:50 verlieh keine Sicherheit (26.), der Gast fightete wirklich hart für die Wende. Fünf Ballverluste in diesem Abschnitt machten es noch schwerer, nur noch 65:61 für Bayern. Nervosität griff jetzt um sich, die Münchner warfen plötzlich nur noch aus der Distanz. Ohne Erfolg. Sechs Minuten vor dem Ende war der Vorsprung perdu - 65:68.

73:72, 73:74, die Spannung setzte allen zu – und dann traf zweimal Voigtmann von downtown, sechs Punkte zum 79:75 und der vorläufige Höhepunkt der Ekstase (minus 1:14 Minuten). Aber da kam noch mehr Drama, natürlich: 79:77, der Ball bei Ulm, noch 34 Sekunden, Dreier vorbei, Rebound Hollatz; zwei Freiwürfe Napier, nur einen davon, klar - aber Rebound Booker! Lucic von der Linie zum 81:77 (0:15), ja doch, das war’s tatsächlich! Die letzten, verzweifelten Ulmer Würfe verfehlten. Ausnahmezustand.

Meisterparty im „Pineapple Park“

Die dritte Titelverteidigung werden die Bayern am Samstagnachmittag mit ihren Fans feiern, im neuen Streetball-Dorado des FCBB am „Pineapple Park“ (Arnulfstraße 195). Ab etwa 14.30 Uhr gibt es für alle Autogramme und vorher schon Freigetränke von Paulaner, solange der Vorrat reicht.

Am Samstag findet die Meisterfeier des FC Bayern Basketball auf dem Pineapple Park-Gelände statt
Am Samstag findet die Meisterfeier des FC Bayern Basketball auf dem Pineapple Park-Gelände statt

Die Stimmen:

Gordon Herbert, Headcoach, FC Bayern München:  „Gratulation an Ulm, sie hatten ein außergewöhnliches Jahr. Es war schwer, gegen sie zu spielen, mit ihrer defensiven Intensität. Wir haben in den ersten 15, 16 Minuten herausragenden Basketball gespielt. Dann wurden wir leichtsinnig, Ulm hat das Momentum durch Fastbreak-Punkte bekommen. Dafür muss man ihnen Respekt zollen, sie haben nie aufgegeben zu kämpfen. Wir hatten am Ende Jungs auf dem Court, die auf der letzten Rille liefen: Napier, Weiler-Babb . . . doch dann hat Johannes Voigtmann diesen Monsterblock gehabt und zwei ganz große Würfe getroffen. (…)

Jetzt, wo Marko Pesic geht, gilt dieser Titel ihm. Es war toll, mit ihm zu arbeiten. Er lässt dich nie zufrieden sein, er will immer mehr. Das hat mich zu einem besseren Coach gemacht. Ich bin froh, dass wir das für Marko gewonnen haben. Er hat so hart für viele Jahre gearbeitet, um diesen Klub dahin zu bringen, wo er ist, eine der besten Organisationen in Europa. Ich glaube nicht, dass er weit weg geht, aber trotzdem . . . (…)

Ich bin sehr stolz auf die Spieler. Für mich und die Nationalspieler war es der 365. Tag nacheinander bei der Arbeit. 365 Tage. Letztes Jahr habe ich am 27. Juni mit der Nationalmannschaft begonnen. Es ist schön, dass das Jahr so geendet ist. (. . . ) Natürlich gab es Druck. Bei Bayern geht es um Titel. Das kann anstrengend sein. Wir haben vor Spiel vier darüber gesprochen, dass wir die Leidenschaft zurückbrauchen: Denkt nicht an den Titel, lasst uns einfach genießen, was wir tun. (…) Ich denke, wir haben viele Spiele, vor allem in der Euroleague, am Ende so gewonnen. Wir hatten das Momentum 15 Minuten lang, dann hatte Ulm fünf Minuten das Momentum – und dann ging es hin und her. (. . .) Wir wussten nicht, ob Devin Spiel vier überhaupt spielen konnte, er ist eigentlich verletzt. Wenn er nicht mehr konnte, haben wir Jo gebracht. Er hat diese zwei wichtigen Dreier getroffen. Ich bin nur froh, dass er sie einfach genommen hat und nicht das dribbeln angefangen hat. (. . . )

Wir standen bei 19 Siegen und 13 Niederlagen in der EuroLeague, das hat keiner erwartet. Und dann sind wir von Platz fünf auf Rang neun abgerutscht. Das war hart, ich fand, wir hatten das nicht verdient. Das war enttäuschend. Auch der Pokal war enttäuschend. Aber ich war mit der Art, wie wir in der EuroLeague gespielt haben sehr zufrieden. In der BBL haben wir manchmal nach dem Motto ,Ein gutes Pferd springt nur so hoch, wie es muss’, gespielt, bis zu den Finals. (. . .) Shabazz war immer ein wichtiger Spieler, doch er hat akzeptiert, hier das ganze Jahr über von der Bank zu kommen. Er hat einen herausragenden Job gemacht. Er ist ein herausragender Profi.“

Präsident Hainer: „Jetzt eine gute Saison“

Andreas Obst: „Wir hatten auch heute Downs in den falschen Momenten, wie am Ende manchmal auch in der EuroLeague. Doch nach so einer langen Saison so zusammenzustehen und den Titel zu holen, nachdem man mit einem 1:2 mit dem Rücken zur Wand steht – das zeigt den Charakter dieser Mannschaft und ist bemerkenswert. Vor allem, wenn Spieler seit Wochen verletzt ausfallen. (. . .) Wir haben diese Saison in den falschen Momenten gestruggelt, wie im Pokal, und wir hatten auch etwas Pech mit den Verletzungen. Das hätte viele Mannschafen kaputt gemacht. Doch wir haben es durchgezogen, obwohl die Saison die längste in Europa war.“

Shabazz Napier: „Ehrlichweise finde ich, dass der MVP-Award an die Gruppe gehen sollte. Diese Einheit hat diese Saison einen Höllenjob gemacht, Im letzten Spiel hat Devin so stark gespielt, heute hat Jo die großen Würfe gemacht, das ganze Team verdient es. Diese Saison hatte so viele Höhen und Tiefen und jetzt ist es einfach großartig, oben zu stehen. Alle sind jetzt müde und Ulm hatte eine unglaubliche zweite Halbzeit, wir mussten uns alles hart erarbeiten. Doch jetzt machen wir definitiv Party, es war so eine lange Saison von zehn Monaten. Und ich werde der Beste bei der Party sein!“

Herbert Hainer: „Gratulation an das Team und den Trainer. Denn wenn ich alles zusammenzähle, war es jetzt eine gute Saison mit der Meisterschaft. Wir haben 83 Spiele gemacht und auch in der EuroLeague sehr gut gespielt. Wir haben oft begeisternden Basketball gezeigt und man hat ja heute auch wieder die Stimmung im SAP Garden erlebt. Diese großartige Atmosphäre und Begeisterung der Fans ist auch für München etwas Neues. (…) Wir haben innerhalb von 24 Stunden 30.000 Ticketanfragen gehabt. (…) Wenn du heute verlierst, ist die ganze Saison im Eimer und wir haben alle so hart gearbeitet. Jetzt ist es natürlich schön, für den Verein, für unsere Fans und die Mitarbeiter, dass wir in einem Jahr in allen drei Profisport-Abteilungen den deutschen Meistertitel geholt haben. (. . . ) Wir wollen jetzt eine Mannschaft hinstellen, die in Europa den nächsten Schritt machen kann, also in die Playoffs, auch wenn das schwierig bleibt.“

Pesic: „Es wäre etwas unfair gewesen, wenn . . .“

Vladimir Lucic: „Wir sind alle so froh, dass wir uns belohnt haben für eine gute Saison. Im Spiel war ich sauer, weil ich in all den langen Jahren hier noch nie so wenig Respekt der Schiedsrichter erfahren habe wie heute. Jeder macht Fehler, ich mache auch viele Fehler. Doch du bekommt den Arm ins Gesicht und erhältst ein Flopping. Es ist zu viel. Man sollte sich das Video des Spiels unbedingt anschauen, damit man es nächstes Jahr besser machen kann. Ich bin sehr stolz, Kapitän dieser Mannschaft zu sein.“

Marko Pesic: „Die letzten Minuten heute waren so wie die gesamte Saison: sehr anstrengend. Aber was wir nach Spiel 3 durchgemacht haben, lässt den Verein sicher weiter wachsen. Zum Glück haben wir es noch gewuppt, denn es wäre etwas unfair gewesen, wenn diese Mannschaft und dieser Trainer und die Mitarbeiter nichts in der Hand gehabt hätten. (. . .) Der erste Titel 1997 für mich (als Spieler) und jetzt sozusagen der elfte und letzte, der so etwas wie eine Krönung ist, das ist schon besonders. Ich bin froh, dass es geklappt hat, den Verein als Deutscher Meister zu übergeben. Wir hatten am Ende 42.000 Ticketanfragen und der Verein steht sehr gut da. Nächste Saison mit 20 Vereinen in der EuroLeague wird natürlich richtig schwer. Was die EuroLeague da gemacht hat, ist nicht gut. Es sind viel zu viele Spiele. Es wird schwer zu meistern sein für die Spieler, aber auch für die Trainer.“

Ty Harrelson, Headcoach ratiopharm Ulm: Glückwunsch an Bayern München zur Meisterschaft. Gordie hat einen tollen Job gemacht und jetzt eine Meisterschaft mehr im Lebenslauf. Es ist natürlich enttäuschend, wenn man das Finale verliert. Du kannst dir vorstellen, wie du da stehst und gewonnen hast. Ich bin stolz auf unseren Charakter, wie wir uns zurückgekämpft und in der zweiten Halbzeit mehrfach die Führung erobert haben. Wir hatten die Möglichkeiten, aber haben den Sack nicht zugemacht. Bayern hat die großen Würfe getroffen am Ende. Ich bin stolz auf meine Spieler, unseren Klub. Nicht nur wegen heute, sondern wegen der ganzen Saison. Es war eine besondere Erfahrung für mich als Cheftrainer. Ich bin dankbar, ich hätte ewig mit diesen Jungs weiterspielen können. Ich werde sie vermissen, wenn sie weiterziehen, aber sie werden alle viel Erfolg haben.

DER FC BAYERN BASKETBALL gratuliert Ratiopharm Ulm zu einer sehr starken Saison.

Meisterparty des Deutschen Meisters:

Wann: Samstag, 28. Juni, 14 – 17 Uhr

Wo: Pineapple Park, Arnulfstraße 195 (bei schlechtem Wetter indoor)

(Das Spiel und die Highlights gibt es auf Abruf bei Dyn.)

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