FC Bayern
Eine Badewanne voller Bierflaschen im Eingangsbereich, aussagekräftige Schilder über der Bar mit Sprüchen wie „Raubbier-Fütterung“: Der FC St. Pauli ist zurück in der Bundesliga – für den FC Bayern ein wunderbarer Anlass, um seinen insgesamt vierten Auswärtsstammtisch in Hamburg abzuhalten. Nachdem Vereinsvertreter bereits Mitgliedern in Köln, Leipzig und Salzburg für Fragen zur Verfügung gestanden sind, schaute Präsident Herbert Hainer vor dem 1:0 des deutschen Rekordmeisters am Millerntor bei den roten Anhängern in der Hansestadt vorbei.
Die Stimmung in einer lokalen Brauerei an der S-Bahn-Station Reeperbahn mitten im Herzen von St. Pauli war bestens – und schon auf dem Weg hin am Samstagmorgen hatte Hainer eine Weile gebraucht, weil er immer wieder für Selfies gestoppt wurde. Aus über 600 Anmeldungen waren 55 Teilnehmende ausgelost worden, damit sie sich mit ihm, FCB-Geschäftsführer Benny Folkmann, den Verantwortlichen des Mitgliederservice, mit Markus Meindl, Direktor der Fan- und Fanclubbetreuung, sowie der Initiative „Rot gegen Rassismus“ über ihre Anliegen rund um den deutschen Rekordmeister austauschen konnten.
Der Verein hat in den vergangenen Jahren zahlreiche Dialogformate für regelmäßige Begegnungen und den persönlichen Austausch mit den Mitgliedern entwickelt, das sei „uns sehr wichtig, denn wir möchten für Euch nahbar sein – auch für die, die nicht aus München und Umgebung stammen“, sagte Hainer, „der FC Bayern ist eine Familie, die sich über ganz Deutschland und weit darüber hinaus erstreckt. Ihr alle seid der FC Bayern – schön, dass wir heute zusammen sind.“ Neben Mitgliederstammtischen zählen inhaltliche Workshops, Quizabende, Dartturniere oder Schafkopfabende zum Repertoire, erläuterte Folkmann und zog das Fazit: „Es war einmal mehr ein herzlicher, aber auch konstruktiv kritischer Austausch, aus dem wir gute Gedanken und Ideen mit an die Säbener Straße nehmen. Dafür sind wir mit unserem gesamten Team immer sehr dankbar.“
Zudem hatten die Mitglieder Geschichten mit Gänsehaut mitgebracht: Martina Vatter wurde 1965 Fan des FC Bayern, als sie bei der Bundesligapremiere der „Roten“ im Grünwalder Stadion die 0:1-Niederlage erlebte und sich dachte: Ab jetzt halte ich zu denen. Nach einem Spiel 1974 warfen die Spieler einmal Rosen in die Menge, sie fing den Strauß von Uli Hoeneß auf. Zum Mitgliederstammtisch hatte sie extra die Eintrittskarte von damals eingesteckt – und zeigte sie mit Freude; selbst das getrocknete Blatt einer Rose hat sie sich darin erhalten. Thomas Sassenberg trug eigens das „Retter“-Shirt aus dem Jahr 2003, als der deutsche Rekordmeister den FC St. Pauli mit einem Benefizspiel vor der Insolvenz bewahrte („das ist heilig, das ziehe ich nur zu besonderen Anlässen an – solche Aktionen macht nur der FC Bayern“), und der Briefträger Holger Wichern erklärte, er habe sich extra für das heutige Treffen freigenommen. Die beiden Freundinnen Rosanna Schröder und Vanessa Bunk erzählten, sie hätten sich bei einem gemeinsamen Fernsehabend während eines FCB-Spiels überlegt, dass sie den Verein nicht nur zuhause auf der Couch, sondern aktiver als Mitglieder begleiten wollten; also meldeten sich die beiden an. Wichtig ist ihnen, dass sich der FC Bayern auch sozialen Themen wie Diversität widmet und bei Rassismus oder Antisemitismus weiter eine klare Haltung zeigt, sagten sie.
Nach dem offiziellen Ende der Veranstaltung, bei der auch zwei Vertreter des FC St. Pauli anwesend waren, hatte der FC Bayern organisiert, dass man bei Burger und Bier in einem gemütlichen Beisammensein sitzenbleiben und die siegreiche Partie am Millerntor auf einer Großbildleinwand verfolgen konnte. Bereits am Vortag hatte ein intensiver Austausch zwischen Verantwortlichen des FC St. Pauli für Anti-Rassismusarbeit und der FCB-Initiative „Rot gegen Rassismus“ stattgefunden. Zudem wurde jugendlichen Mitgliedern des FC Bayern das soziale Engagement des Clubs in einem eigenen Workshop nähergebracht, bei dem neben „Rot gegen Rassismus“ das vollständig überarbeitete neue Kinderschutz-Konzept des Clubs erläutert wurde sowie das Awareness-Konzept „OBACHT“ des deutschen Rekordmeisters zur Sprache kam.
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