
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
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FC Bayern-Fans reisen von überall an, um ihre Mannschaft bei Auswärtsspielen zu unterstützen - selbst wenn es sie Hunderte Kilometer durch die Kälte und die Luft führt. Um diejenigen kennenzulernen, die keinerlei Aufwand und Kosten scheuen, um ihren FC Bayern auch außerhalb der Allianz Arena zu erleben, wollen wir sie ein wenig besser kennenlernen: unsere Auswärtsfans mit ihren besonderen Geschichten, ihrer Liebe und ihrer Leidenschaft für den FC Bayern.
Christoph Heerdt hat schon weit über 1000 Spiele seines FC Bayern vor Ort im Stadion verfolgt. Viele davon aber gar nicht in München: „In der Bundesliga sind die Auswärtsspiele unsere Heimspiele“, sagt er – mit Frau und den beiden Töchtern wohnt er in Willingen im Sauerland, einem 5000-Seelen-Ort zwischen Kassel und Dortmund. Acht Stunden sind es mit dem Fanbus in die Allianz Arena, es braucht zwei Busfahrer wegen der Lenkzeiten. Mit dem Zug von Kassel aus sind es dreieinhalb Stunden. Trotzdem hat Christoph Heerdt eine Dauerkarte, für ihn als Vorsitzenden und Gründungsmitglied des FC Bayern-Fanclubs „Rot Weiße Upland Bazis“ eine Selbstverständlichkeit. Früher, als seine Kinder noch nicht geboren waren und er noch keine Führungskraft im Job war, hatte er zudem eine Dauerkarte für die Auswärtsspiele. „Das geht jetzt so nicht mehr, aber wann immer es möglich ist, fahren wir jetzt eben mit der ganzen Familie zu den Spielen.“
„Dafür kaufen sich andere Menschen eben Autos“
In Rotterdam waren sie schon, in Madrid, in Barcelona, in Mailand, sogar bei Testspielen im Allgäu. „Durch den FC Bayern habe ich schon viel gesehen, wir sind viel durch Europa gereist“, sagt Heerdt. Am liebsten bleiben sie dann ein paar Übernachtungen vor Ort, um sich noch Sehenswürdigkeiten anzuschauen, Land und Leute ein wenig kennenzulernen. Viel Geld haben sie für diese Reisen schon ausgegeben – „dafür kaufen sich andere Menschen eben Autos“, sagt Heerdt: „Meine Leidenschaft war immer der FC Bayern.“

So ist es auch am Samstagabend beim Topspiel bei Bayer 04 Leverkusen. Mit einem befreundeten Fanclub wurden Tickets getauscht, weil Frau und die ältere Tochter leider krank wurden, lud Heerdt eben seine Mutter noch mit ein – glühender Bayernfan seit Jahrzehnten. „Ich fand die Bayern schon immer toll“, sagt Rosemarie. Die heute 76-Jährige spielte einst selbst als Torhüterin und Linksaußen in Korbach Fußball, „in der ersten Frauenmannschaft, die es im Verein gab“, sagt sie stolz. Dort lernte sie auch ihren Mann kennen – der aber dem Hamburger SV die Daumen drückt. „Als wir geheiratet haben, war es schon zu spät – ich konnte ihn nicht mehr umstimmen“, sagt sie. Die Liebe hat es ausgehalten, wenngleich sie die zum FC Bayern nur an einen Sohn vererben konnte: Christophs Bruder ist glühender Schalke-Fan. „Sagen wir so: Wir sind eine fußballbegeisterte Familie“, sieht es Rosemarie gelassen.
Stadionpremiere für die achtjährige Tochter
Und doch ist der Besuch in der BayArena für die langjährigen Bayernfans etwas Besonderes. Zum einen, weil die Fahrt mit dem Pkw in nur zweieinhalb Stunden geschafft ist, vor allem aber, weil es die Stadionpremiere für die achtjährige Amelie wird. „Meine Enkelin ist großer Musiala-Fan“, verrät die Oma. „Sie war schon die ganze Woche heiß drauf, endlich mitzugehen ins Stadion“, sagt ihr Papa. Gefreut hat sich Amelie ganz besonders über die Vertragsverlängerung von Jamal Musiala unter der Woche, nun kann sie ihren Lieblingsspieler endlich live erleben: „Ich mag ihn, weil er so viele Tore schießt und einfach super Fußballspielen kann“, sagt Amelie.

Auch wenn Jamal Musiala und dem FC Bayern am Samstagabend kein Treffer gelang, fühlte sich auch für die Heerdts das Unentschieden letztlich wie ein Sieg an. „Die Stimmung, die Leute - man kennt sich mittlerweile. Auswärts ist es im Fanblock wie in einer Familie“, sagt Christoph Heerdt. Normalerweise hat er Stehplatztickets, diesmal ging es in einen Sitzplatzblock: „Wegen der Kleinen“, sagt Heerdt. „Sei ehrlich“, sagt Mutter Rosemarie und grinst: „Und wegen der Alten.“
Hier geht es zur Analyse des Topspiels:
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