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Torschütze Alphonso Davies und Leon Goretzka liegen sich in den Armen
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Phonzy sei Dank: Davies rettet Bayern in der 94. Minute

Es lief bereits die vierte Minute der Nachspielzeit, manche Zuschauer konnten vor Anspannung schon gar nicht mehr hinsehen. Noch einmal kam der Ball zu Michael Olise, noch einmal schlug der Außenstürmer eine Flanke mit viel Effet vor das Gästetor. Der Ball senkte sich genau im richtigen Moment zwischen zwei Celtic-Verteidigern auf den Kopf von Leon Goretzka, der sich die entscheidenden Zentimeter von seinen Bewachern davongestohlen hatte. Doch zum zweiten Mal an diesem späten und eiskalten Abend in München fand der 30-Jährige seinen Meister in Kasper Schmeichel. Kurz nach der Pause, da hatte der Celtic-Torwart im Eins-gegen-Eins einen Goretzka-Schuss noch satt in die Magengrube bekommen. Nun parierte Schmeichel artistisch aus fünf Metern mit der linken Hand den wuchtigen Kopfball. Er war damit jedoch noch nicht aus der Gefahrenzone.

Der Ball trudelte vielmehr Richtung langes Toreck. Dort rauschte der eingewechselte Alphonso Davies heran, Celtic-Verteidiger Cameron Carter-Vickers wollte das Spielgerät am liebsten ganz hinaus aus dem Stadion Richtung S-Bahnhof Fröttmaning dreschen, doch Davies stand im Weg – der Kanadier presste den Klärungsversuch mit unglaublich viel Willen regelrecht über die Torlinie: 1:1 (0:0). Wenige Augenblicke später war Schluss – nach einem 0:0-Sieg über Leverkusen, wie ihn TV-Experte Lothar Matthäus genannt hatte, folgte für den FC Bayern nur Tage später ein 1:1-Sieg über Celtic: Nach einem 2:1-Hinspielerfolg in Glasgow reichte das Unentschieden zum Erreichen des Achtelfinals der Champions League.

Alphonso Davies drückt den Ball zum späten Ausgleich über die Torlinie
Getty Images

„Natürlich wollen wir den Abstand zum Gegner so groß wie möglich halten, aber wenn das nicht gelingt, muss man sich die Ergebnisse hart erarbeiten“, meinte Vincent Kompany erleichtert: „Genau das haben wir getan. Am Ende zählt, dass wir weitergekommen sind.“

Im bereits dritten Spiel in sieben Tagen und einer kräfteraubenden Defensivschlacht im Spitzenspiel der Bundesliga in Leverkusen (0:0) fand der FC Bayern in der Champions League zwar früh zurück in sein gewohnt druckvolles Spiel. Viel Ballbesitz, große Abgeklärtheit, ein munteres Zirkulieren des Balles in der Gästehälfte – Celtic fehlte vor seinem lautstark mitgereisten Anhang ganz oben unter dem Dach der Allianz Arena in der Startphase der Zugriff. Dem FC Bayern allerdings auch die wirklich zwingenden Tormöglichkeiten.

Mutig und frech gegen Bayerns Pressing

„Wir haben das in der ersten Hälfte noch nicht so gut gemacht“, fand Vincent Kompany. „Das wurde in der zweiten Hälfte besser“, so der Cheftrainer. Denn wie schon Bayer 04 am Wochenende, wurde auch Celtic bald mutiger und frecher gegen das dominante Bayernpressing. Nach einer Viertelstunde waren es die Schotten, die plötzlich rasant auf die überraschende Führung drückten: Erst hatte Nicolas Kühn Manuel Neuer schon überwunden, da klärte Raphaël Guerreiro noch vor der Torlinie für seinen geschlagenen Schlussmann (16.). Sekunden später verpasste Hinspiel-Torschütze Daizen Maeda ein Kühn-Zuspiel nur um Zentimeter (17.), ehe der Japaner das Bayerntor noch einmal per Heber verfehlte (18.).

Die Bayern-Defensive wirkte nicht so luft- und wasserfest wie noch gegen Bayer 04. „Wir wussten, dass sie mit einer hohen Intensität hierher kommen würden. Und wir wussten, dass wir mit dieser Intensität mithalten mussten - und das haben wir getan“, meinte Alphonso Davies.

Leon Goretzka beim Flugkopfball
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Bayern drückte die Kräfteverhältnisse mit großem Einsatz wieder gerade - und so durfte vor der Pause dann Celtic zweimal durchschnaufen. Erst verzog Joshua Kimmich einen Schussversuch nur knapp (38.), dann zielte Harry Kane nach Stanišić-Vorarbeit nahezu vom Elfmeterpunkt an die Querlatte. Torlos ging es daher in die Pause.

Kaum Lücken in der Defensive

„Harry Kane hatte einen Lattentreffer, aber wir hatten auch selbst große Chancen“, meinte Celtics Coach Brendan Rodgers später. „In der zweiten Hälfte mussten wir noch mehr verteidigen, das war uns klar - aber wir sind verdientermaßen in Führung gegangen.“ Das deshalb, weil der FC Bayern zwar weiter das Spielgeschehen und das Tempo bestimmte, aber erneut gegen stark verteidigende Gäste keine Lücken fand. Das gelang erst in Hälfte zwei, als unmittelbar nach Wiederanpfiff Goretzka plötzlich allein vor Schmeichel auftauchte, der Gästekeeper aber Sieger blieb (47.).

„Es war körperlich extrem anstrengend jetzt in den letzten Tagen auch mit den Reisen. Und das sind genau die Momente, wenn man eben nicht die Sterne vom Himmel spielt, die einen durch so eine Saison tragen, wenn man es eben schafft, Ergebnisse zu liefern. Und darauf lag jetzt einfach der Fokus“, meinte Leon Goretzka. Vorher aber galt es noch ums Achtelfinale zu bangen oder zumindest eine Verlängerung bei zapfig kalten Temperaturen irgendwie doch noch abzuwenden: Gleich mehrere unglückliche Abwehrversuche hintereinander brauchte es beim FC Bayern, bis Nicolas Kühn zu allem Unglück die Gästeführung auf dem Fuß hatte. Allein vor Manuel Neuer ließ der Ex-Bayern-Amateurespieler dem Schlussmann keine Abwehrchance und traf zur umjubelten 1:0-Führung für Glasgow. „Wir haben gegen eine Mannschaft gespielt, die wirklich was drauf hat. Das hat man heute auch gesehen“, kommentierte Goretzka.

Jamal Musiala und Alphonso Davies freuen sich übers späte 1:1
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Der FC Bayern rannte durch den Rückstand aber noch einmal entschlossener und energischer an – Goretzka und Sané verzogen jedoch zunächst noch um Zentimeter (74./75.). Als alles auf eine Verlängerung gegen den schottischen Meister hindeutete, trat Michael Olise den Ball noch ein letztes Mal hoch in den Strafraum. Der Rest ist Geschichte, Mentalität, Leidenschaft – und eine Explosion des Glücks.

Alphonso Davies traf Celtic in der Nachspielzeit mit seinem Tor zum 1:1-Ausgleich, der fürs Weiterkommen ausreichte, mitten ins Fußballherz. „Wir haben zwar nicht die absolute Dominanz gezeigt, aber am Ende zählt, dass wir in den Playoffs weitergekommen sind und unseren Abstand halten konnten“, meinte Manuel Neuer, der Kapitän: „Das war eine starke mentale Leistung, und wir können stolz darauf sein, wie viel Einsatz wir gezeigt haben.“

„Das Kompliment geht dann an Phonzy“

„Das ganz große Kompliment geht dann an Phonzy (Alphonso Davies, Anm. d. Red.), der nicht abschaltet. Der mitzieht, der unbedingt noch was bewegen will“, freute sich Leon Goretzka über das 1:1: „Da bin ich ihm natürlich auch sehr dankbar, weil sonst stünde ich wahrscheinlich nicht so gut da, weil ich den nicht gemacht habe. Und so ist es ein halber Assist, also da bin ich ihm ein bisschen was schuldig.“

Nach dem 21. Heimsieg in Folge, dem vierten gewonnenen Heimspiel unter Neu-Coach Vincent Kompany in der Champions League, entscheidet sich am Freitag in der Auslosung, ob der FCB auf Bayer 04 Leverkusen oder Atlético Madrid im Achtelfinale treffen wird. „Wir freuen uns auf die nächste Runde“, meinte der Trainer: „Egal, wer unser nächster Gegner ist, wir wollen unbedingt weiterkommen.“ Und wenn es notfalls eben wieder eine Flanke mit viel Effet in der 94. Minute brauchen sollte.

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